Psychische Erkrankungen wie Depression sind auf dem Vormarsch. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass es weltweit circa 350 Millionen depressive Menschen gibt. Bis zum Jahr 2030 soll Depression die häufigste Krankheit überhaupt sein.
Aufgrund der aktuellen Präsenz und der zukünftigen Entwicklung des Krankheitsbildes, wird intensiv an neuen Therapiemöglichkeiten geforscht. Ein vielversprechender Kandidat ist CBD Öl. Der aktuelle Forschungsstand wird in diesem Artikel näher beleuchtet.
Inhalt
Was ist Depression?
Depression ist eine Krankheit, die den Menschen als Ganzes betrifft. Bei einer Depression verändern sich Gefühle, Gedanken und das Verhalten. Depression ist mehr als andauernde Traurigkeit. Häufig führt die Depression zu Gefühlen der Unentschlossenheit, der inneren Leere, Wertlosigkeit und Apathie. Man verliert die Lust an täglichen Aktivitäten und ist leicht reizbar.
Durch eine Depression können auch wichtige Lebensfunktionen wie Schlafen, Essen und Trinken Schwierigkeiten bereiten.
Depression ist keine persönliche Schwäche. Oft gibt es keinen besonderen Grund für Niedergeschlagenheit und Traurigkeit, denn die Depression muss nicht durch äußere Umstände entstehen. Sie kann auch dann auftreten, wenn das Leben in gewohnter Weise abläuft.
Was ist CBD Öl?
CBD, auch Cannabidiol genannt, ist ein Cannabinoid, das in der Hanfpflanze (Cannabis sativa) vorkommt. Insgesamt wurden 113 einzigartige Cannabinoide in der Hanfpflanze entdeckt. Der bekannteste Vertreter ist Tetrahydrocannabinol, kurz: THC. THC ist dafür verantwortlich, dass der Konsum von Marihuana berauschend wirkt. CBD dockt zwar an dieselben Rezeptoren wie THC an, wirkt jedoch nicht berauschend, wodurch CBD legal ist.
Die Heilkräfte der Hanfpflanze sind schon seit Jahrtausenden bekannt. Die alten Chinesen gossen die Blätter der Pflanze auf, um daraus einen kräftigenden Tee herzustellen. Das gesammelte Wissen schrieben sie in dem Buch Shennong Bencaojing nieder, das nahezu 5.000 Jahre alt ist. Damals wussten die Menschen zwar nichts über Cannabinoide, aber sie erkannten, welche Beschwerden die Pflanze lindern konnte. So wurde die Hanfpflanze beispielsweise eingesetzt, um Beschwerden des Verdauungstraktes oder der Gelenke zu lindern.
Da Cannabinoide wie Cannabidiol fettlöslich sind, kann die Resorption über den Magen-Darm-Trakt durch die Zugabe von Fett verbessert werden. CBD Öl ist somit eine optimierte Form der Einnahme. Das Öl ermöglicht der Schleimhaut des Dünndarms, das Cannabinoid zu resorbieren. Beim Rauchen von Marihuana ist die Zugabe von Fett nicht notwendig, da die Cannabinoide über die Lungenbläschen in den Blutkreislauf gelangen.
Wie hilft CBD bei Depression?
In der wissenschaftlichen Literatur wird CBD schon seit Jahrzehnten diskutiert. Dennoch gibt es kaum Humanstudien zu dem Thema. Eine allgemeine Aussage darüber, ob CBD bei Depression hilft, ist daher schwierig. Erschwert wird diese Aussage, da Depression ein sehr komplexes Krankheitsbild ist, für das es mehrere Ursachen geben kann. Es ist somit denkbar, dass CBD bei einigen Formen von Depression hilft und bei anderen nicht.
In diesem Abschnitt wird die Wirkungsweise von CBD vorgestellt.
CBD und das Endocannabinoid-System
In den 1990er Jahren entdeckten Wissenschaftler das Endocannabinoid-System. Dieses System besteht aus verschiedenen Rezeptoren, an denen Cannabinoide wie CBD andocken können. Heute werden diese Rezeptoren Cannabinoid-Rezeptoren oder CB1- und CB2-Rezeptoren genannt. Die Wissenschaftler schlussfolgerten aus der Entdeckung, dass nicht nur Pflanzen Cannabinoide produzieren, sondern auch Menschen. Wenige Jahre darauf, im Jahr 1992, wurde das inzwischen am besten erforschte körpereigene Cannabinoid entdeckt: Anandamid.
Anandamid wirkt wie THC. Es entfaltet seine agonistische (aktivierende) Wirkung über die Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems. Gelangt es zu einem Rezeptor in der Zellmembran, dockt es ihn an. Dadurch wird der Rezeptor aktiviert und sendet ein Signal in das Zellinnere. Je nach Zelltyp werden so andere spezifische Reaktionen ausgelöst.
CBD funktioniert anders als sein populärer Kollege THC. Es aktiviert die Rezeptoren nicht, sondern hemmt stattdessen deren Funktion. Dabei bindet CBD an einen Cannabinoid-Rezeptor, ohne ihn zu aktivieren. Andere Cannabinoid können dann keine Verbindung mehr mit dem Rezeptor eingehen, da die Verbindungsstelle blockiert ist. Doch das ist noch nicht alles. Die antagonistische Wirkung von CBD führt nach dem Abbau des Cannabinoids zu einem Anstieg körpereigener Cannabinoide. Nachdem die Rezeptoren gehemmt wurden, werden sie so anschließend stärker aktiviert.
Da die hemmende Wirkung von CBD jeden Zelltyp anders beeinflusst, ist es für Wissenschaftler schwer, die Wirkungsweise vollständig zu verstehen. Die größtenteils unbekannten biochemischen Vorgänge sind somit kein sicherer Ausgangspunkt für den Einsatz von CBD zu medizinischen Zwecken. Die Studienlage bietet dagegen einen eindeutigeren Einblick in die therapeutische Anwendbarkeit.
CBD und Depression – was sagt die Wissenschaft?
Es gibt keine Humanstudien, in denen die Wirkung von CBD auf Depression direkt untersucht wurde. Ein Großteil der Erkenntnisse stammt aus Tierversuchen. Dennoch gibt es berechtigte Gründe für die Annahme, dass CBD einige Formen von Depression lindern könnte. Die vorhandene wissenschaftliche Literatur wird in den folgenden Abschnitten beleuchtet.
Wo wirkt CBD?
Wie weiter oben beschrieben, wirkt CBD vorrangig an den Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems. Daher stellt sich die Frage, ob es eine Verbindung zwischen den Rezeptoren und Depression gibt. Grundsätzlich gibt es zwei Rezeptortypen, die CBD beeinflusst und die eine Rolle bei Depression spielen. Diese sind: Cannabinoid-Rezeptoren und Serotonin-Rezeptoren.
In einer chinesischen Review von 2016 beschäftigten sich Wissenschaftler mit dem Thema.(1) Sie sichteten Studien, in denen ein Zusammenhang zwischen dem Endocannabinoid-System und Depression sowie Schmerz hergestellt wurde. 80 Prozent der von einer Depression Betroffenen leiden zusätzlich unter diffusen körperlichen Schmerzen. Diese Schmerzen sind ein möglicher Ansatzpunkt für CBD. Die schmerzlindernde Wirkung von CBD ist schon länger bekannt. In der Review fokussierten sich die Wissenschaftler auf die CB1- und CB2-Rezeptoren. Sie belegen, dass das Endocannabinoid-System sowohl bei Menschen mit Depression als auch bei Menschen mit chronischen Schmerzen verändert ist.(2)(3) Studien zeigen zudem, dass es einen Zusammenhang zwischen der genetischen Ausprägung des CB1-Rezeptors und Depression gibt.(4)
Eine wechselseitige Beziehung zwischen den Cannabinoid-Rezeptoren und psychischen Erkrankungen gilt somit als erwiesen. Doch CBD beschränkt seine Wirkung nicht nur auf diese Rezeptoren. In einer Studie von 2019 konnte ein Forschungsteam nachweisen, dass CBD den 5-HTA1-Rezeptor beeinflusst.(5) Der Rezeptor gehört zur Familie der Serotonin-Rezeptoren, an denen das „Glückshormon“ Serotonin andocken kann. Die Forscher injizierten Ratten CBD und untersuchten die Auswirkungen auf das Gehirn der Nager. Zudem ließen sie die Tiere verschiedene Tests absolvieren. Nach der Auswertung der Ergebnisse kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass Cannabidiol die Funktionsweise des 5-HTA1-Rezeptors verändert. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam schon eine Studie aus dem Jahr 2014.
Die angstlösenden und antidepressiven Effekte von CBD beruhen vor allem auf einer Veränderung der Serotonin-Rezeptoren, wodurch das vorhandene Serotonin länger verfügbar bleibt. Daneben gibt es Studien, die einen Effekt auf den Serotonin-Stoffwechsel nachweisen konnten. In einer Innsbrucker Studie von 2009 konnten Wissenschaftler zeigen, dass CBD den Abbau von Tryptophan hemmt.(6) Die Aminosäure Tryptophan ist die Vorstufe von Serotonin. Wird weniger Tryptophan abgebaut, kann mehr Serotonin synthetisiert werden. Die Erkenntnisse werden von neueren Studien gestützt, die zeigen, dass die antidepressive Wirkung von CBD vom Serotonin-Level abhängig ist.(7)
Kurz zusammengefasst: Schmerzen und Depression koexistieren in 80 Prozent der Fälle. Über die Cannabinoid-Rezeptoren entfaltet CBD eine schmerzlindernde Wirkung, von der die Betroffenen profitieren können. Eine antidepressive Wirkung wird über eine Veränderung der Serotonin-Rezeptoren herbeigeführt. Da CBD den Tryptophanabbau hemmt, steht dem Körper mehr Serotonin zur Verfügung.
Was sagen klinische Studien?
Es gibt eine geringe Anzahl an Humanstudien, in denen die Wirkung von Cannabis oder CBD auf Depression untersucht wurde. Die aktuellen Studienergebnisse sind daher nur bedingt aussagekräftig und müssen erst durch zukünftige Studien bestätigt werden.
In einer 2005 veröffentlichen britischen Studie wollten Wissenschaftler Erkenntnisse über den Einsatz von Cannabis bei HIV-Betroffenen gewinnen.(8) Insgesamt nahmen 523 Betroffene teil, von denen 143 (27 Prozent) ihre Symptome mit Cannabis behandelten. Die Teilnehmer füllten einen Fragebogen aus, über den verschiedene Parameter ermittelt wurden. Das Ergebnis: Bei 86 Prozent der Teilnehmer wirkte der Konsum von Cannabis Depression entgegen.
Im Jahr 2019 konnten brasilianische Forscher einen ähnlichen Effekt bei Mäusen nachweisen.(9) Für besonderes Interesse sorgte die schnell eintretende Wirkung nach einmaliger Gabe von CBD. Normalerweise benötigen Antidepressiva mehrere Wochen, um anzuschlagen. Zudem ist CBD im Gegensatz zu herkömmlichen Antidepressiva nebenwirkungsarm.
CBD, Depression und Stress
Chronischer Stress gehört für die meisten Menschen im modernen und schnellen Alltag dazu. Inzwischen ist jedoch klar, dass chronischer Stress zu physischen und psychischen Beschwerden führen kann. Stress begünstigt beispielsweise die Entstehung eines Erschöpfungssyndroms oder einer Depression. Schon seit einigen Jahren ist bekannt, dass Depressive einen erhöhten Cortisolspiegel haben.(10)
Cortisol ist ein Stresshormon, welches dem Körper ermöglichen soll, auf einen Stressor zu reagieren. Wird das Stresshormon nicht abgebaut, staut es sich im Körper an. Muskuläre Verspannungen, Verdauungsprobleme und Stimmungsschwankungen sind die Folge. CBD ist für seine entspannende und stresslösende Wirkung bekannt. Schon 1997 zeigten Wissenschaftler, dass 300 mg und 600 mg CBD den Cortisolspiegel signifikant senken.
CBD, Depression und Angst
Depression und Angst sind in 50 Prozent der Fälle Begleiterkrankungen. CBD gilt als ein potenter Angstlöser. Erst 2015 erschien eine Review, in der die aktuelle Studienlage zusammengefasst wurde.(11) Demnach hilft CBD Betroffenen einer generalisierten Angststörung, einer Panikstörung, einer posttraumatischen Belastungsstörung und einer sozialen Angststörung. Es wird vermutet, dass das Lindern einer Angststörung den Verlauf der Depression positiv beeinflusst.
Anwendung und Dosierung
Es gibt keine offiziellen Angaben zur Dosierung von CBD Öl. In Studien werden zwischen 5 mg pro Tag und 800 mg pro Tag verwendet. Für psychische Leiden wie Depression gelten 10 bis 100 mg pro Tag als effektiv. Bei Angststörungen, die oftmals mit Depression einhergehen, gelten 50 mg CBD Öl pro Tag als wirksam. Über 100 mg pro Tag wird lediglich bei schweren Erkrankungen wie Epilepsie verwendet. Die Anzahl der Tropfen pro Tag richtet sich nach der Höhe der CBD-Konzentration im Öl. Eine Konzentration von 5 Prozent sollte bestenfalls nicht unterschritten werden. Die Tropfen wirken am besten, wenn sie über den Tag verteilt eingenommen werden.(12)
Grundsätzlich ist es ratsam, mit einer niedrigen Dosierung zu beginnen. Wenn das CBD Öl gut vertragen wird, kann die Dosierung langsam erhöht werden, falls die gewünschte Wirkung nicht eintritt.
Hat CBD Öl Nebenwirkungen?
CBD Öl ist nebenwirkungsarm. Nur ein geringer Prozentsatz von Menschen reagiert empfindlich auf CBD. Daher sollte das Öl anfangs niedriger dosiert werden. Besteht eine Empfindlichkeit oder ist die Dosierung sehr hoch, kann es zu Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Blutdruckabfall, Übelkeit und Schlafproblemen kommen.
Werden Medikamente eingenommen, ist eine vorherige Absprache mit dem behandelnden Arzt vonnöten. CBD verändert die Funktionsweise der Familie der P450-Enzyme. Diese Enzyme spielen eine große Rolle beim Verstoffwechseln von Medikamenten. Da Grapefruitsaft dieses Enzym ebenfalls hemmt, steht in den Hinweisen des Medikamentes häufig, dass das Trinken von Grapefruitsaft vermieden werden soll. Medikamente mit diesem Hinweis dürfen definitiv nicht ohne ärztliche Absprache mit CBD kombiniert werden. Ein bekanntes Beispiel für einen Wirkstoff, der über ein P450-Enzym verstoffwechselt wird, ist Sildenafil.
CBD Öl kaufen
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Fazit und Bewertung
Die Studienlage zeigt das Potenzial, das CBD Öl zur Behandlung von Depression hat. Es sind jedoch Langzeitstudien mit Menschen notwendig, um die bisherigen Ergebnisse zu bestätigen. Da CBD Öl nebenwirkungsarm ist und nur wenige Menschen sensibel auf das Cannabinoid reagieren, kann CBD bedenkenlos angewendet werden. Damit hat CBD Öl einen entscheidenden Vorteil gegenüber herkömmlichen Antidepressiva.
Quellenverzeichnis
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27484193
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20080186
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21658778
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20080186
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30157131
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4033942/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29885468
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15857739
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29869197
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4451064/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4604171/
- https://wegreen.de/cbd-oel-test/